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Viel Meer Flüsse 14 – Et la fin – Geschafft!

Die letzte Etappe wartete auf mich. Ich hatte gut geschlafen und ging schnell Frühstück essen. Alle Handgriffe liefen routiniert ab. Mein Kopf befand sich bereits in einem „nur noch schnell zu Ende“ fahren Modus. Ich erwartete eigentlich nichts mehr. Die letzten 200km sollten einfach nur gefahren werden. Naja beziehungsweise erwartete ich doch etwas: Endlich wieder deutsches TV im Hotel. Ich hatte genug von der französischen Unterhaltung, bei der ich ja quasi nichts verstand. Und ja mir ist bewusst, das sich das deutsche TV auch nicht wirklich lohnt, aber nach 2 Wochen hatte ich da einfach Bock drauf.

Das Hotel in Karlsruhe hatte ich bereits fest gebucht. Ich musste das Ziel also erreichen, egal wie. Also ab aufs Rad: Ich befreite mein Rad aus seinem Zimmer. Es hatte genau so gut geschlafen wie ich. Verstaute meine Sachen und machte mich direkt auf den Weg. Nancy schlief noch. Das Einkaufszentrum, wo am Abend noch alles voll war, war leer. Nicht ein Auto zu sehen.

Ich fuhr durch einen kleinen Park und traf dann auf den nächsten Fluss. Die Meurthe. Und im Anschluss einen Kanal, den ich bereits einmal gesehen hatte:: Den Marne-Rhein-Kanal. Und damit folgte der schönste Teil des Tages. Diesmal auch wieder mit Schiffsverkehr.

Am Marne-Rhein-Kanal
Am Marne-Rhein-Kanal

Der Kanal war einer der schönsten, den ich auf meiner Reise gesehen hatte. Er führte an sehr vielen Seen vorbei. Teilweise hatte ich das Gefühl, das der Kanal mitten durch Seen hindurch gebaut wurde. Links Wasser, rechts Wasser, im Kanal Wasser. Und irgendwie dazwischen ein Asphaltband. Auffällig waren auch die vielen Schleusen. Ich dachte darüber nach, wie lange es wohl dauern würde, den Kanal mit dem Schiff zu durchfahren. Durch die vielen Schleusen wohl ein sehr langwieriges Unterfangen. Mit dem Rad war ich sicherlich schneller.

Eine weitere Schleuse
Eine weitere Schleuse

Ein besonders Highlight war eine besonders hohe Schleuse. So hoch, das ich den Höhenunterschied als deutlichen Anstieg auf meinem Radcomputer sehen konnte. Die Schiffe fuhren unten quasi in ein mehrstöckiges Haus und wurden dann in der Kammer um 15 Meter nach oben gehoben. Ich versuchte mit ausgestrecktem Arm ein Foto von der leeren Kammer zu machen. Aber ohne Technik konnte ich nicht direkt nach ganz unten schauen.

Erstaunlich hohe Schleuse am Marne-Rhein-Kanal
Erstaunlich hohe Schleuse am Marne-Rhein-Kanal

Bei Arzviller musste ich den Kanal verlassen. Obwohl der Kanal weiter in meine Richtung verlief. Das Gelände war bergig. Um mich herum die Gipfel etwa 400 Meter hoch. Zum Glück musste ich nicht ganz hinauf. Kurze Zeit später war ich dann auch wieder an meinem Kanal. Ich fragte mich, wie der Kanal wohl über den Berge geführt wurde. Meine Antwort fand ich bei Google: Durch einen Tunnel. Den hätte ich gerne gesehen.

Mein Weg führte mich weiter durch ein enges Tal bis nach Saverne. Der Weg war stark befahren. Es waren viel mehr Radfahrer unterwegs, als an den letzten beiden Tagen. Ein wenig erinnerte ich mich an meine ersten Urlaubsreisen an der Mosel. Allerdings gab es hier keine Weinberge. In Saverne machte ich eine kleine Pause bei einem Dönerimbiss. Ich aß nur eine einfache Portion Pommes (schönen Gruß an Rafal) und trank meine obligatorische Cola. Zum ersten Mal in den 14 Tagen musste ich bar bezahlen. Die Kreditkarte wurde aufgrund des geringen Betrages nicht akzeptiert.

Fast am Ziel nur noch ein paar Kilometer Kanal
Fast am Ziel nur noch ein paar Kilometer Kanal

Ich verließ den Kanal, da dieser weiter in Richtung Straßburg führte. Mein Ziel, Karlsruhe, lag weiter nördlich. Meine Vermutung war, das mich der restliche Track wieder über Landstraßen führen würde. Daher wollte ich Karlsruhe so schnell wie möglich erreichen. Es war sonnig und sehr warm. Teilstrecken blieben mir dann aber doch in Erinnerung. Zum Beispiel eine stillgelegte Bahnstrecke. Dort standen 3 Radfahrer und machten Pause. Ich weiß nicht warum, aber sie feuerten mich an: Bravo, Allez allez! … Das motivierte mich auf jeden Fall für die letzten Kilometer.

Die Ortsnamen wurden „deutsch“. Ich sah Fachwerkhäuser. Alles fühlte sich bereits so an, als wenn ich wieder zu Hause war. Aber es waren noch circa 70 Kilometer bis zum Grenzübergang. Kurze Zeit später konnte ich am Horizont bereits die Berge des Schwarzwaldes sehen. Glücksgefühle machten sich breit. Bald geschafft. Ich dachte an den ersten Tag der Tour, an der ich einen ähnlichen Blick auf den Schwarzwald hatte. Zählte die Hügel bis nach Karlsruhe.

Schließlich erreichte ich den Grenzübergang. Völlig unspektakulär. Trotzdem hielt ich kurz an und machte ein Foto. Außerdem schrieb ich meiner Familie eine kurze Nachricht: „Bin zurück in Deutschland.“ Es trennten mich nur noch ein paar Kilometer bis Karlsruhe. Schnell erreichte ich genau die Stelle an der ich vor knapp 14 Tage nach Frankreich abgebogen war. Den restlichen Weg kannte ich, da ich wieder über die gleiche Brücke über den Rhein wollte.

Grenzübergang zwischen D und F
Grenzübergang zwischen D und F

Ich versuchte mich an den Weg zu erinnern. Vieles kam mir bekannt vor: Das Kieswerk, die vielen Störche, die Hochwasserspuren. Einiges war mir aber auch fremd. Vor allem Ortsdurchfahrten. Diese sahen in entgegengesetzter Richtung irgendwie komplett anders aus. Auf der Brücke vom Rhein wollte ich nochmal ein Foto machen. Wurde aber enttäuscht, da direkt neben der Brücke noch eine Eisenbahnbrücke war.

Etwas fiel mir sofort auf: Ich vermisste das freundlichen „Bon Sure“. In Deutschland grüßte nicht mehr jeder Radfahrer und wenn gegrüßt wurde, dann nur mit einem Nicken oder einem gehobenen Finger. Und wenn etwas gesagt wurde, dann hörte sich ein „Hi“ oder ein „Hallo“ einfach nicht so schön an.

Schloss in Karlsruhe
Schloss in Karlsruhe

Ich erreichte Karlsruhe. An einer roten Ampel traf ich auf einen anderen Rennrad-Fahrer. Wir fuhren ein Stückchen zusammen, ohne ein Wort miteinander zu sprechen. Eine Zeit lang ich hinter ihm, dann er hinter mir. Im Schlosspark trennten sich unsere Wege. Circa drei Kilometer später traf ich ihn wieder, als ich an einer weiteren roten Ampel wartete. Er sprach mich an und fragte, wie ich so schnell durch den Schlosspark gekommen war. Es entwickelte sich ein Gespräch. Ich erzählte von meiner Tour und das ich nur noch zum Hotel wollte. Füße hochlegen.

Direkt neben dem Hotel befand sich ein Supermarkt. Gleich nach dem Check-In machte ich mich dorthin auf den Weg. Ich wollte Bockwurst. Unbedingt. Da ich Hunger hatte kaufte ich viel zu viel ein. Mit dabei eine große Flasche Wein, meine Belohnung für den Abschluss der Tour. Leider gab es allerdings keinen französischen Wein. Ich kaufte portugiesischen. Ein Hinweis auf mein nächstes Radreiseziel? Vielleicht! Wer weiß!

Karte der kompletten Reise
Karte der kompletten Reise